Friday, October 12, 2012

Es reicht nicht Theater zu machen... es ist notwendig im realen Leben zu handeln.


Vom 11. bis 16. September 2012 haben wir in Berlin das Treffen Madalena International durchgeführt, eine ästhetische Erfahrung an der 27 Frauen teilnahmen, Anwenderinnen des Theaters der Unterdrückten aus verschiedenen Ländern Lateinamerikas, Afrikas und Europas. Nachdem das Treffen vorbei war haben wir im Internet über eine sehr unangenehme Stituation berichtet, die 8 unserer Teilnehmerinnen am Eingang des YAAM, einem wichtigen Ort der Afro-Kultur Berlins, erlebt haben.

“Am frühen Morgen des 16.9.2012 wurden diese Frauen mit der sexistischen und aggressiven Einstellung der Einlasser konfroniert. In der Nacht desselben Sonntags ging daraufhin eine Gruppe von 30 Personen, Männern und Frauen, zum YAAM, um ihre Empörung über das Vorgefallene zum Ausdruck zu bringen und eine Stellungnahme der Leitung einzufordern. Es war unmöglich mit einem der Verantwortlichen zu sprechen und der Kontakt mit dem Einlasser-Team verschärfte den Konflikt nur noch weiter.”

Am 21.9.2012 erhielten wir eine Nachricht eines Mitglieds der Leitung des YAAM mit der Bitte um telefonische Kontaktaufnahme. Das Gespräch führte zu einer Begegnung von Vertreterinnen von Madalena International mit der der Leitung des YAAM und dem Einlasser-Team am 23.9.2012.

Unserseits wollten wir erreichen, dass das YAAM den Akt von Gewalt und Sexismus, der an seinem Einlass passierte, als solchen anerkennt. Ausserdem wollten wir ein konkretes Zeichen gegenüber den Mitarbeitern, welches verdeutlicht, dass eine solche Haltung nicht toleriert wird und wenn immer sie vorkommt schwerwiegende Konsequenzen nach sich zieht. Zusätzlich schlugen wir den wechselseitigen Rückzug der Anzeigen vor.

Abgesehen davon, dass wir nicht zu einer gemeinsamen Wahrnehmung der Ereignisse der frühen Morgenstunden des 16.9.2012 fanden, erkannte die Leitung des YAAM an, dass es zu Gewalt und Sexismus gekommen war, bedauerte das, entschuldigte sich dafür und versprach angemessene Vorsorge für die zukünftige Vermeidung.

Als Mitglieder von Madalena International und als Aktivistinnen des Theaters der Unterdrückten glauben wir an Dialog und Kooperation. Zugleich wissen wir, dass der Kampf zur Überwindung des Patriachats fortgesetzt werden muss. Deswegen werden wir auch weiterhin aufmerksam die Entwicklungen im beschriebenen Fall verfolgen.

Ausserdem wollen wir unsere Ablehnung gegenüber dem Gentrifizierungsprozess im Umfeld des YAAM zum Ausdruck bringen, der die Aneigung einer weiteren Fläche für die exklusive Nutzung durch Reiche zum Ziel hat.

PS: Im folgenden veröffentlichen wir die Erklärung der Leitung des YAAM zu dem Fall.

Gemeinsame Erklärung von YAAM

Wie teilweise schon bekannt geworden ist, gab es frühen Morgen des 16.9.2012 – Sonntag, um 5Uhr – einen Streit an der Tür des YAAM. Die Ereignisse der Nacht lassen sich nicht mehr vollständig rekonstruieren. Zugleich ist das YAAM zu der Überzeugung gelangt, dass es seitens eines Türstehers zu einem Fehlverhalten gekommen ist. Hier sind elementare Grundprinzipien der Arbeit des YAAM verletzt worden, hierfür können wir uns nur entschuldigen. Das YAAM steht seit vielen Jahren für Gewaltfreiheit, Anti-Sexismus und Anti-Rassismus – und wenn aus unseren Reihen jemand gegen diese Prinzipien verstößt, muss dies Konsequenzen haben.

In einem sehr konstruktiven Gespräch mit den beteiligten Frauen haben wir daher beschlossen, dass der betreffende Türsteher, obwohl wir uns mehr als 10 Jahre lang auf seine Dienste verlassen konnten, nicht mehr im YAAM beschäftigt wird. Beide Seiten werden die Anzeigen bei der Polizei zurückziehen. Das YAAM prüft darüber hinaus auf Anregung von Kuringa, ob nicht öfter Frauen an der Tür als Security eingesetzt werden können.

YAAM, Kuringa und Madalena International haben in dem Gespräch festgestellt, dass es viele Ziele gibt, für die sich alle Beteiligten gleichermaßen einsetzen. Wir wollen daher im Dialog bleiben, um künftig auch gemeinsame Aktionen zu den Themen Sexismus und Rassismus durchzuführen.


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